Zur Transkription und Datierung

Zur Transkription von Alma Mahlers Briefen

Schrift ist von bauchigen Rundungen geprägt. Ihre einzelnen Buchstaben sehen sich sehr ähnlich und sind daher nicht leicht zu entziffern. Im Gegensatz zu verfasste ihre Nachrichten in einem Fluss und mit nur wenigen Einfügungen oder Korrekturen. Allerdings finden sich auch von ihr bewusst unleserlich gemachte Passagen. Der spontane, gleichsam herausfließende Charakter ihrer geschriebenen Worte wird durch nonverbale Zeichen wie Unterstreichungen oder Gedankenstriche, manchmal auch kleine Zeichnungen noch zusätzlich betont. Weiterhin auffällig ist die Verwendung mehrfacher Postskripta, die oftmals auf der ersten Seite, noch über der Anrede oder an Seitenrändern, untergebracht wurden, je nachdem, wo sich auf den dicht beschriebenen Blättern noch Platz für abschließende Ergänzungen fand.

Um die Lesbarkeit der Briefe zu erleichtern, verzichtet die Transkription, mit Ausnahme von Absätzen und zitierten Versen, auf die Wiedergabe des originalen Zeilenfalls. Nonverbale Zeichen wie Gedankenstriche, Unterstreichungen u. ä. sind hingegen detailgetreu dargestellt. Die Interpunktion wurde heutigen Standards angeglichen und das Personalpronomen „Du“ und seine Flexionen auch bei abweichender Schreibweise großgeschrieben. Die Postskripta finden sich an originaler Stelle.

Zur Transkription der Briefentwürfe von Walter Gropius: Bewusstseinsströme und Eigenheiten

Bei der Transkription der einzelnen Blätter stand eine möglichst genaue Wiedergabe des von verfassten Textes bei gleichzeitiger Lesefreundlichkeit im Zentrum. Der Entwurfscharakter, der manchmal an Tagebucheinträge erinnert und die unmittelbaren Gedankengänge des Schreibers nachvollziehbar werden lässt, sollte dabei möglichst erhalten bleiben. Die privaten und manchmal intimen Aufzeichnungen verfasste nur für seine eigenen Augen, notierte seine Gedanken an während der Arbeit, unterwegs, bei Spaziergängen und Reisen, weshalb die Entwürfe gewisse Eigenheiten aufweisen: Der Charakter teils schnell hingeworfener Notizen, grafische Besonderheiten, persönliche Abkürzungen, eingestreute Arbeitsnotizen, abgebrochene Sätze und unverständliche Abkürzungen prägen das Schriftbild, das sich zusätzlich durch die vielen Durchstreichungen und Einfügungen sehr unübersichtlich darstellt. Bei der Transkription wurden deshalb allgemein nur Ergänzungen vorgenommen, die für das unmittelbare Textverständnis notwendig sind.

Eine weitere Eigenart des Vorgehens von wurde jedoch in der Transkription zugunsten der Übersichtlichkeit vernachlässigt: Manche der Textpassagen in Bleistift sind quer mit Tinte durchgestrichen, wobei es sich nicht um die Entfernung oder das Löschen dieser Textteile handelt, vielmehr offenbar um ein Abhaken oder Abstreichen von Entwurfsteilen, die in die Briefe aufgenommen wurden. Ob es sich bei diesen Absätzen tatsächlich immer um später so abgeschickte Briefteile handelt, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Längere, inhaltlich relevante Texteinfügungen in Tinte werden hingegen in der Transkription berücksichtigt, da sie auf spätere Überarbeitungen im Sinne eines Nachtrags schließen lassen.

Zur Datierung der Briefe von Alma Mahler

datierte ihre Briefe selten vollständig, mitunter gar nicht. Bis Anfang Oktober 1910 notierte sie fast immer den entsprechenden Wochentag auf der ersten Seite, teils ergänzt durch früh, nachmittag, abend oder nacht. Während ihres Aufenthalts in New York und Paris Ende Oktober 1910 bis Mai 1911 präzisierte sie aufgrund längerer Postlaufzeiten das Schreibdatum für durch Angabe von Tag und Monat. Nach Tod am 18. Mai 1911 datierte sie jedoch nur noch sporadisch. Ab Juli 1911 hielt sie dagegen wieder häufiger das Schreibdatum taggenau oder durch den entsprechenden Wochentag, seltener mit Monatsangabe fest. Durch diese Angaben konnten in Verbindung mit dem Poststempel Datierungen überwiegend auf den Tag genau rekonstruiert werden, wobei nach Möglichkeit sowohl Schreib- als auch Absendedatum eruiert wurden. Postamtsstandorte und Uhrzeiten der Poststempel sind in diesem Zusammenhang erstmals bei der Datierung der Briefe berücksichtigt worden. Hilfreich war dabei auch die Nummerierung der Umschläge durch , der verschiedene Zählreihen anlegte.

Maßgeblich für die Rekonstruktion der Datierungen waren weiterhin die Postlaufzeiten. Während sich offenbar kaum mit der komplexen Frage beschäftigte, wann genau ihre Briefe bei ihrem Geliebten ankamen, studierte die Postlaufzeiten ihrer Briefe und bedachte auch mögliche Postlaufzeiten der seinen. Sofern Umschläge fehlen, waren für die Datierung allein inhaltliche Kriterien ausschlaggebend.

Zur Datierung der Briefentwürfe von Walter Gropius: Alma Mahlers Briefe als Bezugspunkte

Nur sehr selten und allein im Fall der Briefreinschriften datierte seine Blätter. Fast alle hier erfolgten Datierungen sind daher rekonstruiert, wobei sich der Großteil durch Korrespondenzstellen zu Briefen ergibt. Offensichtlich war innerhalb des Briefwechsels ein aufmerksames Gegenüber, ging oft auf Worte ein, antwortete ausführlich auf ihre Briefe und fragte nach Einzelheiten aus ihrem Leben. hingegen beantwortete die Briefinhalte von nicht so gewissenhaft, wie die wiederholten Ermahnungen von seiner Seite zeigen. Dementsprechend finden sich wesentlich mehr Korrespondenzstellen in den Entwürfen von , die sich auf Briefe beziehen, als umgekehrt. Es kann dabei angenommen werden, dass in seinen Entwürfen grundsätzlich umgehend auf ihre Briefe antwortete, während aus verschiedenen Gründen oft einige Tage verstreichen lassen musste oder wollte. Die Korrespondenzstellen ergeben in Verbindung mit den jeweiligen Postlaufzeiten zumeist entweder zwei mögliche Schreibdaten (z. B. ein bis zwei Tage Postlaufzeit zwischen Berlin und Toblach) oder einen Datierungszeitraum zwischen einem frühest- und einem spätestmöglichen Schreibdatum; in beiden Fällen kann die Datierung durch den jeweiligen Inhalt meist noch enger gefasst und oftmals auf einen einzelnen Tag eingegrenzt werden. Weitere Fälle weisen keinerlei Korrespondenzstellen auf und müssen daher allein aufgrund des Inhalts, manchmal auch aufgrund inhaltlicher und stilistischer Nähe zu anderen, besser datierbaren Entwürfen zugeordnet werden.